Dinge die ich tun lieber würde als dieses Buch noch einmal zu lesen:
Würmer essen:
Mich mit Leuten anlegen die sehr effektive Schusswaffen haben:
Von hohen Gebäuden/Brücken springen:
Mich mit den Lannisters anlegen:
Einen Tatortmarathon mit allen Lindholm-, dem Till Schweiger und dem Saarbrückener-Tatort machen.
Für ein paar Seiten dachte ich ja noch, dass dieses Buch zumindest in die 'So schlimm, dass es schon wieder lustig ist'-Kategorie fallen könnte aber es wurde dann ganz schnell 'so schlimm, dass mein Wortschatz nicht ausreicht um das Grauen adequat auszudrücken, dass ich beim Lesen dieses Machwerkes empfunden habe'.
Da ist zum einen der unterirdische Schreibstil auf dem Niveau eines Fünftklass-Schulaufsatzes. Kaum Nebensätze, quasi keine Variation in der Satzstellung...immer 'X betrat den Raum. Heute trug er dieses und jenes. Der Raum war groß. In einer Ecke stand ein Sofa...' An einer Stelle wird auf zwei Seiten die Einrichtung der Wohnung des Mordopfers detailier beschrieben, einschließlich der Inhalt seines Vorratschrankes. Da sein Tod nicht damit zusammenhängt wie viele Eistee-Kartons er hat hätte auch ein Absatz darüber gereicht, dass er eine typische Junggesellenwohnung hatte.
Nun ist ein schlechter Schreibstil heutzutage ja leider nicht mal mehr so ungewöhnlich...was Regionalkrimis angeht haben z.B. auch weder Eichmann-Syndikat noch Tod im Augustinerhof durch einen besonders guten Stil hervorgetan (wobei beide im Gegensatz zu diesem Machwerk fast schon wie Goethe wirken). Schlechter Stil alleine mit einem unterdurchschnittlichen Krimi hätten das Buch noch in der 'So bad it's good'-Kategorie landen lassen...nur ist der nicht nur unterdurchnschnittlich sondern so weit davon entfernt, dass selbst das Hubble-Teleskop nicht reichen würde um Untertdurchschnitt zu erkennen.
Ab hier gibts leichte Spoiler aber ich glaube ich dürfte bisher durchaus klar gemacht haben, dass ich das Buch sowiso nicht weitermepfehlen würde...die Spoiler können euch also egal sein.
Regionalkrimis neigen ja oft dazu in einer recht heilen Welt zu spielen. Das Opfer war sowiso unsympathisch, die Charaktere haben nicht allzuviel Tiefgang aber sind dafür auch weniger traumatisiert als Lynley, Wallander & Co und Sex hat sowiso keiner. Irgendwie eine Mischung aus Agatha Christie und Komödienstadl halt.
Hier wurde wohl versucht einen düsteren Lokalkrimi zu schreiben aber das ging sowas von daneben dass es wehtut.
Mit 'düster' meine ich vor allem, dass es um sexuellen Missbrauch und Vergewaltigung geht. Oder auch nicht. Nichts davon ist nämlich relevant für den Fall an sich, ein Fall ist bestenfalls eine falsche Fährte, ein zweiter ist absolut irrellevant für irgendwas. Wir bekommen als Hintergrundgeschichte einer Figur serviert, dass sie als Kind vom Vater missbraucht wurde, schwanger geworden und zur Abtreibung gezwungen wurde und dann bei einem Treppensturz ihres Vaters ein bisschen nachgeholfen hat. Warum erfahren wir das? Schockmoment? Schaut her die Welt ist schlecht? Um Seiten zu füllen, wie bei den unzähligen anderen unnötigen Hintergrundgeschichten für die anderen Charaktere?
Der zweite Fall ist noch viel schlimmer weil er zeigt, dass der Autorin anscheinend jeglicher Realitätssinn und auch respekt für diese Thematik fehlt. Auch die zweite Figur wurde als Kind vom Vater missbraucht und hatte dann noch das zusätzliche Unglück an einen Ehemann zu geraten, der sie verprügelt und vergewaltigt. Nach einer besonders schlimmen Episode findet sie ihr Bruder blutend und bewusstlos im Haus und bringt sie ins Krankenhaus.
Dort wird sie versorgt, erzählt sofort ihrem Bruder haarklein was ihr passiert ist (zweiseitiger Monolog, zusammenhänmgend, keine Erwähnung, dass sie dabei schluchzt oder es ihr schwerfällt darüber zu sprechen) und erklärt auch, dass sie jetzt genug von alldem hatte und sich scheiden lassen wird.
Wie gut, dass Missbrauchsopfer sich nie für das schämen was ihnen passiert ist, glauben sie hätten es tatsächlich verdient oder versuchen es mit 'Er hat ja auch seine guten Seiten' zu entschuldigen und sich wieder und wieder vornehmen solche Schweine zu verlassen um sich dann doch umzuentscheiden.
Und nein, sie entscheidet sich natürlich nicht um...auch nicht als ihre Schwiegermutter versucht sie umzustimmen (eine Schwiegermutter die laut Text fast das ganze Dorf unter der Fuchtel hat und anscheinend dauernd Leute zu Dingen überreden kann, die sich nicht wollen).
Es wäre ja wirklich schön, wenn das Leben tatsächlich so einfach wäre aber es ist es nun mal nicht. Und Dinge so vereinfacht darzustellen ist einfach beleidigend gegenüber Leuten, die tatsächlich in einer gewalttätigen Beziehung leben und nicht einfach einen Schalter umlegen können und dann wird alles wieder gut.
(Achja: An einer anderen Stelle gehts auch um Drogensucht. Das wird genau mit dem gleichen Fingerspitzengefühl behandelt. Oben schon erwähnter Bruder findet die Nachbarstochter nach einer Überdosis, bringt sie ins Krankenhaus, sie vertraut sich ihm an - erstaunlicherweise kommt die Backstory ganz ohne Vergewaltigungen aus - und sieht sofort ein wie dumm das alles ist, entschließt sich zu einer Entziehungskur und wird nie wieder rückfällig. Ich glaube ich muss nicht ausführen was ich davon halte.)
Abgesehen davon haben auch alle Charaktere genervt und ich konnte mir nie so wirklich merken wer denn jetzt der Kommisar und wer sein Assistent ist weil beide Null Tiefgang hatten.
Der Satz 'Ich wünschte ich könnte negative Sterne geben' ist zwar irgendwie ein Klischee aber hier hätte ich wirklich gerne eine mindestens fünfstellige Zahl im Negativbereich gegeben.