Beginnen wir mit dem Positiven: rein sprachlich gesehen ist Requiem eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorgänger. Nicht das es herausragend wäre, aber es erinnert auch nicht mehr an einen Unterstufenaufsatz zum Thema „Mein schönstes Ferienerlebnis“ (kleine Ausrutscher gibt’s aber immer noch...ich denke da an zitierende (sic) Mäntel und Hoffnung die schmilzt wie ein Schokohase auf der heißen Heizung). Der Autor kann sich auch besser zurückhalten und haut dem Leser seine Meinung zu Themen wie Nichtraucherschutz und BILD-Zeitung um die Ohren. Leider sind alle anderen Probleme, die ich schon bei Tod im Augustinerhof hatte geblieben, allen voran der Hauptcharakter Frank Beaufort. In seinen besten Momenten ist er mir einfach egal (ich meine normalerweise mag ich es wenn wir persönliches über den Ermittler erfahren, aber das er auf öffentlichen Toiletten nicht pinkeln kann oder was genau er jetzt isst, ist mir doch herzlich egal) und in seinem schlimmsten möchte ich ihm einfach eine reinhauen, weil er ein eingebildeter Idiot ist der aus nicht nachvollziehbaren Gründen mit allem durchkommt (sein bester Freund ist Jurist und seine einzige Reaktion darauf, dass Beaufort etwas eindeutig illegales getan hat ist „Das war sehr dumm, tu das nie wieder“). Anne dagegen bleibt auch im zweiten Band zu flach. Sie ist im wesentlichen begeistert von Beaufort (wer ist das nicht?) und notwendig für ein paar fremdschäm-würdige Sexszenen.Dazu gibt es dann auch eine Stelle, bei der ich das dringende Bedürfnis habe Beaufort (oder vielleicht eher den Autor) sehr heftig zu schütteln und anzuschreien. Als nach dem zweiten toten Nazi klar geworden ist, dass hier wohl ein Serienkiller am Werk ist kommt Beaufort der Gedanke, dass hier ein Jude auf Rachefeldzug sein könnte. In Anbetracht der Tatsache, dass man zumindest bei einem der beiden Toten vorher in den fragwürdigen Genuss kam bei einige seiner Ausführungen zuzuhören ist das jetzt kein allzuweit hergeholter Gedanke. Also ermittelt möchtergern-Lord Peter in diese Richtung. Mit 'ermittelt' meine ich, dass er einen seiner Bekannten, der Jude ist, nach der 'Jüdischen Szene' in Nürnberg befragt. Nur kann dieser Bekannte nicht wirklich viel sagen, da er auch nicht viel öfter in die Synagoge geht als die meisten Deutschen in die Kirche und mit Begeisterung Schäufele und Steak mit Rahmsauce ist und als Beaufort sich nicht mit dieser Antwort zufrieden gibt und weiterfragt, wie er denn die Morde sieht etc. wird er doch ungehalten.Nein sowas aber auch...sag bloß selbst Juden sind Individuen mit eigenen Ansichten und ein einzelner kann nicht für die ganze Gemeinschaft sprechen?!? Und wenn Beaufort einfach annimmt, dass ein einzelner, nicht mal besonders gläubiger Jude, eine Art Orakel ist, der alles über alle Juden im Umkreis weiß, darf der mit Recht sauer werden?Unsinn...wenn irgendjemand nicht Bauforts Charme erliegt und ihm sofort ohne wenn und aber alle Fragen beantwortet, inklusive derer, auf die er gar keine Antwort hat ist das höchstverdächtig und guter Grund für Beaufort ihn bei der Polizei anzuschwärzen (bzw. seinem Freund bei der Justiz...es erübrigt sich zu sagen, das dessen Reaktion nicht „wärst du nicht auch irgendwie sauer, wenn jemand annimmt, dass alle Millionäre eine Einheit bilden und glaubt du wüsstest darüber Bescheid was alle anderen treiben/denken/fühlen?“ ist sondern „oh, ja, natürlich, das ist verdächtig, den überprüfen wir mal“)Entschuldigung aber...AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAANein...mir geht’s nicht wirklich besser. Ich frag mich immer noch wie jemand a) so einen Schmarn schreiben konnte und b) Verlag/Lektor so einen Schmarn durchwinken konnten.Der Fall an sich ist bestenfalls Mittelmaß, mit irgendwie enttäuschendem Ende.Viel lässt sich dazu nicht sagen. Bei sympathischeren Figuren hätte ich wohl eher über ein paar Schwächen hinweggesehen aber so...die Chancen, dass ich den dritten Band der Reihe je lesen werde sind geschmolzen wie ein Schokohase auf der heißen Heizung.