Beim lesen hatte ich schnell den Eindruck den Roman eines noch etwas unerfahrenen Autors zu lesen. Jeder Charakter wird gleich mit seiner kompletten Backstory vorgestellt anstatt erst einmal seine Handlungen für sich sprechen zu lassen und dann langsam mehr über die Vergangenheit zu erzählen. Besonders extrem ist das bei April, ihre Vergangenheit wird erst seitenlang ausgeführt bevor die eigentliche Handlung beginnt. Dazu kommt noch, dass ich beim lesen den Eindruck hatte als wollte der Autor selber endlich zur tatsächlichen Handlung kommen und die ganze Backstory schnell abhacken. Das ganze wirkte so sehr gehetzt.
Auch wollte ich mehr als einmal 'Show don't tell' rufen. Gerade wenn es um April ging wurde wieder und wieder erklärt wie zurückgezogen sie wegen ihrer Gabe doch lebt und wie ihr es Angst macht mit Menschen in Kontakt zu kommen...das wäre nicht mal wirklich nötig gewesen, da das durch ihr Verhalten eigentlich schon recht gut rüberkommt.
Der Fall an sich hat bei mir ein wenig einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Generell kann ich mit Krimis leben in denen das Mordopfer einfach ein komplettes Ekel ist aber hier wurde das wenig elegant gelöst: Das Opfer war eindeutig psychisch krank (es wird sogar gesagt, dass sie Wahnvorstellungen hat) und erst das hat zu ihrem unerträglichen Verhalten geführt. Mir tat sie damit schon wieder leid (besonders weil uns das Buch noch unter die Nase gerieben hat, dass 'nicht mal ihre Mutter um sie geweint hat'). Dazu kommt noch das das Thema Vergewaltigung/versuchte Vergewaltigung nicht unbedingt mit dem Respekt behandelt wurde, der in meinen Augen nötig ist. Kombiniert hat das bei mir zu so viel Unwohlsein geführt, dass ich die tatsächlich guten Stellen nicht so wirklich genißen konnte.
Und das Buch hat durchaus gute Ansätze. Die Grundidee ist sehr reizvoll und ich kann mir gut vorstellen, dass April und Rick ein interessantes Team abgeben. Es wurde realistisch darauf eingegangen was für Probleme Aprils Gabe früher und heute verursacht hat (soweit phantastische Gaben nun mal realistisch behandelt werden können) aber auch der Humor kam nicht zu kurz und wirkte (außer im Fall von Ricks Tante) nicht zu überzogen.
Zu guter letzt: Mir persönlich ist es egal wo die Autoren wohnen und wo sie ihre Bücher spielen lassen. Das seit einiger Zeit deutsche Autoren mit Vorliebe London als Schauplatz für ihre Bücher nehmen stört mich auch nicht...aber wenn ich ein Buch im englischsprachigen Raum spielen lasse und englischsprechende Charaktere als Hauptfiguren habe: Der Satz 'Wir können uns auch duzen' hat da nichts verloren...
Das Buch ist nur sehr knapp an den drei Sternen vorbeigeschrammt aber mit all meinen Problemen mit dem Fall an sich kann ich einfach nicht mehr als zwei geben. Trotzdem wäre ich durchaus bereit einem zweiten Band noch eine Chance zu geben, da ja, wie erwähnt, Potential vorhanden war und ich die Charaktere durchaus interessant fand.