Eines vorneweg: Ich habe nicht jede einzelne Seite dieses Buches gelesen. Besonders in der zweite Hälfte habe ich immer häufiger Absätze übersprungen weil mich das alles herzlich wenig interessiert hat, je weiter ich kam, desto mehr habe ich übersprungen bis ich zwischen den Seite 700 und 800 ganze Kapitel bestenfalls quergelesen habe und schließlich beschlossen habe aufzugeben und nur der Ordnung halber noch die letzten 30 oder 40 Seiten zu lesen für den Fall, dass ich das Buch ganz falsch eingeschätzt hätte und noch etwas unerwartetes passiert. Dem war nicht so.Was hat das Lesen denn zu so einer Qual gemacht? Das Buch war langweilig. Tödlich langweilig. Für mich kam nie Spannung auf und mich hat das Schicksal keines einzigen Charakters nur im mindesten bewegt.Das liegt zum einen daran, dass die Charaktere einfach allesamt den Tiefgang eines Pappaufstellers hatten. Zu Anfang scheint es noch so als würden Vallon und Hero zumindest ein paar Ecken und Kanten besitzen aber Vallon wird im Laufe des Buches immer langweiliger und seine Entscheidungen immer unverständlicher während Hero mehr und mehr in den Hintergrund tritt und Wayland seinen Platz als Hauptcharakter einnimmt und der farbloseste Charakter von allen ist. Er hat eine tragische Vergangenheit die in jedem Groschenroman besser ausgearbeitet worden wäre, kann alles, weiß alles und trifft zwar stellenweise unglaublich dumme Entscheidungen aber der Leser soll irgendwie davon beeindruckt sein weil er es für die wahre Liebe tut. Seine wahre Liebe, mit der er keine fünf Sätze gesprochen hat und auf die er überhaupt nur deswegen aufmerksam geworden ist weil sie seiner toten Schwester ähnlich sieht. Das nenne ich doch mal eine gesunde Grundlage für eine glückliche, langanhaltende Beziehung!Die weiteren dauerhaften Reisegefährten bleiben genauso farblos. Anders als bei Vallon, Hero und Wayland erhalten wir nie Einblick in ihre Gedankenwelt und lernen sie nur über ihre Interaktionen mit anderen Charakteren kennen. Ein guter Autor kann sicher auch auf diesem Weg charakterisieren aber Lyndon gelingt das nicht. Wenn sie sich unterhalten ist es fast immer über Nichtigkeiten und z.B. von der tiefen Bindung die Hero und Richard verbunden haben soll habe ich nichts gespürt. Es wurde immer nur gesagt, dass sie da ist, aber nicht gezeigt.Dann gibt es noch die 'temporären' Reisegefährten, die Vallon & Co nur auf einem Stück der Reise begleiten und die sind am schlimmsten dran. Die wenigsten davon werden mit einem Namen bedacht, es sind nur Gruppen „Die Wikinger“, „Die Träger“ etc. Soll es mich also berühren wenn mehrere Isländer getötet werden? Wenn ein paar Russen ertrinken? Natürlich erwarte ich nicht für jeden eine ausführliche Familiengeschichte aber bei fast 1000 Seiten hätte man doch ein paar Absätze darauf verwenden können wie Hero oder einer der anderen ein paar Worte mit einem der Isländer wechselt oder auch nur dabei zusieht wie sie alltäglichen Dingen nachgehen?Lyndon füllt die Seiten aber lieber mit etwas anderem, bzw. eigentlich immer dem gleichen. Die Gruppe gerät (entweder aufgrund eigener Dummheit oder durch höhere Mächte) eine eine sehr missliche Lage, befreit sich aber (meistens dank Waylands und Vallons unglaublicher Klugheit) schnell wieder daraus. Das passiert wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder...Wirklich, sie geraten von einem Unglück ins nächste aber die wenigsten dauern länger als ein Kapitel. Selbst wenn mir irgendein Charakter am Herzen gelegen hätte, hätte ich kaum Zeit gehabt mir wirklich Sorgen um ihn zu machen weil alles wieder so schnell aufgelöst wird. Ich hätte mir hier sehr gewünscht, dass sie auf ihrer Reise nicht in jedes mögliche Unglück stürzen und stattdessen mehr Zeit für die Charakterisierung verwendet worden wäre und die vorhandenen Probleme soweit ausgearbeitet, dass ich als Leser Gelegenheit gehabt hätte mir tatsächlich Sorgen zu machen.Eine Enttäuschung auf ganzer Linie.