Mir ist es nicht leicht gefallen mich auf die tatsächliche Handlung zu konzentrieren da der Schreibstil so grauenvoll war. Zuerst war ich überzeugt, dass es der erste Roman des Autors sein muss, da vieles typische Anfängerfehler sind, aber er hat tatsächlich schon mehr geschrieben. Wie man dann trotzdem noch schreiben kann wie ein Schulaufsatz ist mir schleierhaft.Ich weiß ja, dass Deutschlehrer einem immer eintrichtern Wortwiederholungen mit allen Mitteln zu verhindern und sie haben damit ja nicht ganz unrecht. Allerdings vergessen sie häufig dabei zu erwähnen, dass das nicht für Eigennamen gilt. Mich hat es noch nie gestört, wenn auf einer Seite dreimal der Name einer Figur genannt wurde. Wenn ich aber erst den Namen, dann 'Die Frau in schwarz' und 'Die blonde Circe' lesen muss rollen sich mir die Fußnägel hoch. Ich kam nie so wirklich in den Lesefluss hinein, weil ich mich dauernd über die dämlichen Synonyme amüsiert habe (denn er macht sich auch die Mühe keines davon zweimal zu verwenden, so wird die Dame später u.a. noch zum 'blonden Biest'). Genauso hat mich gestört, dass bei einem der Charaktere, der neben seinem richtigen Namen auch noch ein Pseudonym hatte, fröhlich zwischen beiden Namen hin und her gesprungen wurde (einmal auch X alias Y). Das ist vielleicht kleinkariert von mir aber entweder er verwendet seinen echten Namen häufiger oder sein Pseudonym. Mit gutem Willen kann man vielleicht sagen, dass ansatzweise versucht wurde dadurch die Zerrissenheit der Figur versucht wurde darzustellen aber das hätte nur geklappt wenn sich der Name nur von einer Szene zur nächsten ändert und nicht im gleichen Absatz alle beide vorkamen. So waren es nur noch mehr Synonyme.Ein weiteres Ärgernis, dass ich eigentlich unter 'typischer Anfängerfehler' abgestempelt hatte war, dass jedes mal wenn eine neue Figur vorgestellt wurde man gleich ihre komplette Hintergrundgeschichte auf dem Silbertablett serviert bekam. Einfach so, teilweise über mehr als eine Seite. Auch das muss nicht sein. Ich interessiere mich nicht für einen Charakter weil mich seine traumatische Vergangenheit so bewegt, ich interessiere mich für einen Charakter weil ich seine Handlungen im hier und jetzt des Romans beobachte und mir eine Meinung dazu bilde, und dann interessiert mich (vielleicht) auch seine Vergangenheit. Einfach nur ein Infodump nach dem Motto 'Schau wir arm dran er doch ist' erweckt bei mir keine Sympathie. Erst recht nicht bei einem Buch das in den frühen 60ern spielt. Da dürfte jeder, der im Alter der Hauptfigur ist, ziemlich grausames durchgemacht haben. Es ist nichts besonderes.Es heißt so schön „Show, don't tell.“ Sag mir nicht, dass deine Figur leicht reizbar ist/von den Kollegen öfter aufgezogen wird/sich etwas überkorrekt verhält, ZEIGE mir wie die Figur mit anderen interagiert und z.B. wegen einer Kleinigkeit aus der Haut fährt. Klausner zeigt fast nie, er erzählt immer nur wie die Figuren sind.Jetzt hab ich mich so am Stil aufgehangen, dass ich immer noch nichts zum Krimi/Thriller/wie auch immer man das jetzt bezeichnen mag gesagt habe. Viel gibt’s dazu auch nicht zu sagen. Nicht nur der Stil, auch der Plot strotzt vor überholten Klischees (Sätze wie „Er wusste noch nicht, dass er seine Wohnung nie mehr betreten würde“ sollten meiner Ansicht nach verboten werden, genauso wie Autoren, die so tun als würden sie eine Figur umbringen, dann 'Haha, war nur Spaß!' schreien, sich es dann nochmal anders überlegen und nochmal und nochmal bis einem relativ egal ist ob X jetzt stirbt oder nicht solange er sich nur definitiv für eines entscheidet), und am Ende hatte ich das Gefühl, dass nichts irgendwohin geführt hat. Es gab ein paar Leichen und Verwicklungen und der Leser weiß jetzt das auch nach 45 noch viele hochrangige Nazis in einflussreichen Positionen saßen (das war mir aber neu...) und dann wird um die Seitenzahl hochzuschrauben nochmal ein paar der Artikel über Eichmann, die schon mitten im Buch, mehr oder weniger sinnfrei, eingefügt waren abgedruckt und das wars dann. Was mir das alles sagen sollte weiß ich jetzt auch nicht.Zu Guter letzt: Für wie dumm hält der Autor eigentlich seine Leser. In meiner Ausgabe umfasst der Krimi an sich um die 200 Seiten und 60 Fußnoten. Ich bin kein großer Freund von Fußnoten in Romanen (außer bei Pratchett) sehe aber ein, dass man ab und an die Erklärung nicht direkt im Fließtext unterbringen kann...aber Erläuterungen was das KaDeWe ist und für was CIA, BND und BdM stehen? Wirklich?Ich habe ein wenig mit mir gerungen weil ich nicht wusste ob ich dem ganzen nicht doch noch zwei Sterne geben soll. Ich muss ja auch zugeben, dass mir Politthriller an sich nicht so liegen und ich das ganze nur gelesen habe, weil es das E-Book zufällig gratis gab...aber ich komme einfach nicht darüber weg, dass dieses Buch nicht von einem Jung-Autor geschrieben worden ist sondern von jemandem der es eigentlich besser wissen soll. So also nur einen Stern.