Edit: Nach einigem überlegen nachträglich auf zwei Sterne runtergesetzt. Ich hab vielen Büchern drei Sterne gegeben, die mir im großen und ganzen gefallen haben und die ich durchaus auch nochmal lesen würde bzw. mir vorstellen könnte weitere Bücher aus der Reihe zu lesen. Isenhart konnte ich nachdem ichs fertig hatte nicht schnell genug loswerden und falls der Autor je wieder etwas in der Richtung schreibt werde ich nen großen Bogen drum machen.Manchmal kommt es vor, dass ich wenn ich mit einem Buch fertig bin mich nicht ärgere, weil das Buch so schlecht war, sondern enttäuscht bin weil die Idee, die hinter dem Buch steckt wirklich gut ist, aber die Ausführung ist einfach schwach. Isenhart ist so ein Fall. Die Idee – die Jagd nach einem Serienkiller im Mittelalter – finde ich grandios. Auch ist der Krimi, der den Kern des Romans bildet, wirklich packend und voller überraschenden Wendungen (wenn auch mit recht klischeehaftem und überladenem Finale). Leider ist jedes Buch nur so gut wie seine Charaktere und hier liegen die größten Schwächen von Isenhart. Keiner der Charaktere schafft es zu überzeugen, alle bleiben recht flach. Man erfährt wieder und wieder, wie sie aussehen und es wird auch alle paar Kapitel erklärt wie wissbegierig Isenhart doch ist und wie sehr er darunter leidet in eine Zeit geboren zu sein, in der Leute, die zu viel fragen im besten Fall schief angeschaut werden und im schlimmsten auf dem Scheiterhaufen landen, genauso weiß ich jetzt definitiv, dass Konrad Isenharts Gedankenspiele für sinnlos hält und sich nur wirklich für den Kampf interessiert aber darüber hinaus erfährt man wenig über ihre Gefühle und Gedanken. Isenhart selbst bleibt blass, mehr noch: als Leser habe ich mich irgendwann unglaublich von ihm genervt gefühlt. Er ist hat eine unglaublich schnelle Auffassungsgabe und ist überhaupt unglaublich intelligent, entdeckt schon in den ersten 150 Seiten die Gesetzmäßigkeiten der Vererbungslehre und macht ein paar tolle Erfindungen, dann wird er noch ein toller Schachspieler und wenn man ihm 10 Seiten mehr gegeben hätte, hätte er wahrscheinlich auch noch den Elektromotor erfunden...Fehler scheint Isenhart keine zu haben, oder schlimmer: der Autor scheint in seinem Verhalten nichts fehlerhaftes entdecken zu können. Da ist die im Klappentext erwähnte Szene in der Isenhart, sein bester Freund Konrad und noch andere den Keller entdecken, in dem sich sehr detaillierte Zeichnungen des menschlichen Herzens und anderer Organe und Körperteile finden. Isenhart ist fasziniert. Er scheint den Menschen zu bewundern, der Unschuldige tötet um mehr über den Körper zu lernen. Konrad ist abgestoßen und erinnert Isenhart daran, dass das erste Opfer dieses Menschen ja immerhin die Frau war, die er geliebt hat. Isenhart behauptet er könnte den 'Wissenschaftler' vom wahnsinnigen Mörder trennen und dann wird ihre Argumentation ganz schnell darauf reduziert, dass Isenhart der Fortschrittliche ist, der findet, dass man versucht die Medizin immer weiterzuentwickeln und so mehr Menschen zu helfen, während Konrad derjenige ist, der blind auf die Gebote der Kirche hört, die verlangt sich kein Bild vom Inneren des Menschen zu machen (die Kirche ist überhaupt für alles Übel und Leid in diesem Buch verantwortlich, es gibt keinen Kirchenmann, der nicht vergewaltigt, dumm, verblendet oder machtgierig ist). Am Ende hatte ich das Gefühl, dass der Autor in diesem Streit auf Isenharts Seite ist und es auch vom Leser erwartet, was zumindest ich aber nicht sein konnte.Zu alldem kommen noch einige kleinere Ärgernisse, die vielleicht weniger ins Gewicht gefallen wären, wenn der Rest des Buches nicht schon so enttäuscht hätte. So hatte ich viel zu oft das Gefühl, dass der Autor seine Leser für ziemlich dumm hält. Es heißt immer ein Autor sollte dem Leser nicht sagen welche Charaktereigenschaften seine Charaktere haben, sondern diese anhand ihres Verhaltens zeigen. Schmidt zeigt erst und erklärt es im Anschluss noch einmal, so sieht man z.B. wirklich schön, dass Konrad nicht besonders begeistert von Isenharts plötzlicher Freundschaft mit Henning ist weil er sich in ihrer Gegenwart oft ausgeschlossen führt, da die beiden Gespräche führen, die er nicht versteht. Trotzdem kommt dann noch eine seitenlange absolut überflüssige Erklärung, wie eifersüchtig Konrad doch ist, und wie dumm er sich fühlt. Da fragt man sich als Leser schon wie viel Intelligenz der Autor seinen Lesern zutraut. Ein Eindruck, der sich noch verstärkt, wenn einem wirklich fast jedem bekannte Fakten über das Mittelalter lang und breit vorgekaut werden (Stellung der Frau, Einfluss der Kirche, etc.) oder Ermittlungsergebnisse bis ins kleinste Detail ausgebreitet werden und zwar so, dass vom Leser kein einziger eigenständiger Gedankengang verlangt wird und stattdessen alles von Isenhart in seiner ach so beeindruckenden Klugheit erklärt wird.Abgesehen davon hatte ich auch das Gefühl, dass der Autor sich nicht so ganz hat entscheiden können ob er jetzt einen historischen Krimi oder doch einen historischen Roman über einen jungen Mann, der seiner Zeit voraus ist und vor allerlei Widrigkeiten gestellt wird, schreiben wollte und jetzt immer wieder hin und her wechselt. So kommen nach dem Mord an Anna erst mal gut 150 Seiten, in denen zwar einiges passiert, das aber für den Fortgang der Krimi-Handlung absolut nicht von Bedeutung sind. Genauso nimmt Isenharts 'Traum vom Fliegen' unglaublich viel Platz ein, ohne je für den Fall relevant zu sein.Während sich das noch damit erklären lässt, dass der Autor sich einfach nicht an exakte Genreschubladen halten wollte verfügt das Buch auch sonst noch über lange Passagen die mir einfach überflüssig vorkamen, wie z.B. wenn die gesamte Lebensgeschichte einer Person ausgebreitet wird, die nur in einem Kapitel auftaucht und die absolut keine Bedeutung für den Fortgang der Geschichte hat. Dazu das schon erwähnte ständige wiederholen der gleichen Fakten über das Aussehen der Charaktere...besonders gegen Ende kam es öfters vor, dass ich einfach mal ein paar Zeilen oder auch einen ganzen Absatz übersprungen habe, weil ich das ganze schon fünf mal gelesen hatte.Zusammenfassend lässt sich wohl sagen, dass das Buch nicht ganz schlecht war aber so viel besser hätte sein können.