Im Kern ist Die Insel der besonderen Kinder ein klassischer Fantasyroman in dem ein Teenager sich nicht nur mit den üblichen Sorgen des Erwachsen Werdens herumschlagen muss sondern plötzlich auch noch gegen Monster kämpfen muss die hinter ihm her sind (und wenn möglich auch noch herausfinden warum die eigentlich hinter ihm her sind). Dabei verfällt Riggs aber nie in Genretypische Klischees. Jake, die Hauptfigur, wird nicht irgendwann in der Mitte des Buches über Nacht zum Helden. Eigentlich ist er am Ende des Buches noch keiner. Seine Eltern sind nicht bequemerweise verreist oder einfach nie zu Hause, so dass ihr Sohn ungestört die Welt retten kann, ohne dass sie je etwas davon mitbekommen, eher im Gegenteil: Jakes 'Besonderheit' bringt ihn ganz schön in Erklärungsnot und wird schnell ziemlich problematisch für ihn.Generell ist die Handlung sehr packend und obwohl es wie gesagt eine recht klassische Fantasyhandlung ist habe ich lange im Dunkeln getappt und mich gefragt wer oder was eigentlich hinter alldem steckt. Klar, da gibt es Monster (wobei ich selbst das für einige Zeit angezweifelt habe und mich gefragt habe ob Jake nicht tatsächlich ernste psychische Probleme hat und sich zumindest einen Teil der ganzen Geschichte nur eingebildet hat) aber woher kommen sie? Was wollen sie? Ich konnte keine einzige der Wendungen und Offenbarungen vorhersehen, etwas, dass mir nur noch selten passiert.All das verpackt Riggs in einer wundervollen Sprache, die wundervollen Sprache. Durch sie wird die Vergangenheit von Jakes Großvater, der von den Nazis verfolgt wurde nicht zu einem 'Wir haben halt mal einen tragischen Hintergrund gebraucht und da bot sich das an'-Klischee sonder es berührt wirklich wenn Jake erzählt wie sehr es ihn mitgenommen hat als er zum ersten Mal davon erfahren hat. Genauso sind die Gespräche zwischen Jake und seinem Vater keine zwanghaft herbei geschriebenen Konflikte, weil ein richtiges Jugendbuch nun mal einen Streit zwischen Erwachsenen und Kindern benötigt sondern wirken authentisch und glaubwürdig.Eine wunderschöne Idee sind auch die alten Fotos der „besonderen Kinder“ im Buch, die allesamt 'echt' sind, also zumindest echte alte Bilder aus den 40er und 50er Jahren, die natürlich damals auch in irgendeiner Weise manipuliert worden sind, teilweise sehr stümperhaft, aber das macht das ganze in gewissem Sinne liebevoller, als wenn es einfach irgendwelche Photoshop-Manipulationen wären. Überhaupt scheint das ganze Buch mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet worden zu sein: die handschriftlichen Briefe, die Ornamente am Seitenrand, der Hintergrund auf den Kapitelseiten, all das passt prima zur Stimmung des Buches. Da es heutzutage nur allzu oft so wirkt, als ob die Verlage einfach ein X-beliebiges Bild, dass sie zufällig in ihren Archiven haben aufs Cover knallen, freut mich das einfach sehr (auch wenn ich nach wie vor die Einstellung vertrete, dass die Aufmachung eines Buches nicht übermäßig in die Bewertung mit einfließen sollte).