Zuerst hat mich das Buch sehr positiv überrascht. Mit Krimis in denen der Ermittler auf die schmutzige Wäsche einer einflussreichen Person stößt und diese dann versucht dem Ermittler Steine in den Weg zu legen und irgendwann dann auch noch versucht ihn zu verleumden und Verbrechen anzuhängen kann ich eigentlich so gar nichts anfangen. In diesem Buch war es anders. DeLange verhält sich, zumindest in meinen Augen, lange nicht so dämlich wie viele seiner Kollegen in einer ähnlichen Situation. Er versucht nicht sich einzureden, dass alles nur Zufall ist und er Gespenster sieht. Ihm ist gleich klar, was Sache ist. Er versinkt auch nicht in Selbstmitleid sondern handelt sehr schnell. Auf diese Weise fiel der „verfolgter Ermittler“-Plot für mich nicht so wirklich ins Gewicht, es war einfach ein sehr spannender Krimi. Auch sind DeLange und Karen Stark wirklich sympathische Figuren, von denen ich gerne mehr lesen möchte.Ohne Schwächen ist das Buch allerdings nicht, besonders in der zweiten Hälfte war ich oft ein wenig verwirrt. Das lag sicher zum Teil auch daran, dass ich die Vorgängerbände nicht kenne und ich dadurch bei den vielen Personen (und ihren Beziehungen zueinander) ein wenig den Überblick verloren habe aber Anne Chaplets Neigung zu sehr kurzen Szenen und plötzlichen Zeit- und Ortssprüngen war sicher auch nicht hilfreich. Zwar gibt es ab und an eine 'Orientierungshilfe' und Abschnitte werden mit Ortsangaben wie Frankfurt, Klein-Rhoda oder Peru überschrieben aber wenn z.B. zwei Szenen hintereinander an verschiedenen Orten in Frankfurt spielen gibt es keine Ankündigungen. Teilweise habe ich einige Zeit benötigt um mir darüber klarzuwerden wer jetzt mit wem, wo über was spricht.Die Sprünge wurden im Laufe des Buches immer schneller (manche Szenen waren gerade mal eine viertel Seite lang) und das gesamte Ende wirkte mir zu gehetzt. Man hatte den Eindruck als ob DeLange auf einer Seite noch komplett im Dunkeln stochert und auf der nächsten plötzlich alles klar ist. Erleuchtung dürfte eines der wenigen Bücher sein bei denen ich finde, dass vielleicht 50 Seiten mehr gutgetan hätten. Zum Ende hin entstand einfach der Eindruck als ob die Autorin alles hinter sich bringen wollte.Zu guter letzt muss ich auch noch erwähnen, dass mir Karens Kollege ein bisschen zu sehr alberne Schwulenklischees bedient (jaja, Freddy Mercury-Poster, Aids-Schleife und Plüschhandschellen an der Wand in seinem Büro, ständig Liebeskummer und Karen nennet er immer 'Darling')