Ich könnte es wohl als "Interessant aber (noch nicht) überzeugend" zusammenfassen. Ich liebe Märchen und eigentlich kann man bei mir mit Anspielungen oder Neuerzählungen immer punkten. Zumindest dachte ich das bisher, aber diesmal hat es nur teilweise funktioniert. Die Variante von 'Die Schöne und das Biest' hat mir sehr gefallen und der Twist dazu war wirklich originell aber besonders mit Schnewittchen hatte ich meine Probleme. Ich hatte nicht wirklich das Gefühl eine neue Variante von Schnewittchen zu lesen sondern eine in der der Autor daneben steht und erklärt "Also weißt du, im wahren Leben gibt es kein absolutes Gut und Böse, Dinge sind nicht schwarz oder weiß und manchmal ist es vielleicht besser nicht zu wissen ob das was du getan hast eher hell- oder eher dunkelgrau war."Nein, ehrlich?Ich mag Märchen ja auch nicht wegen der distinguierten und moralisch ambigen Charakterzeichungen sondern eben weil sie zusammen mit 80er Jahre Fantasy und 20er Jahre Krimis zu den letzten Geschichten gehören bei dem man sich um solche Dinge keine Gedanken machen muss und ungestört die Bösewichte hassen kann und das "Und sie lebten glücklich und zufrieden" einfach glauben darf, ohne sich zu fragen ob nicht vielleicht der Prinz irgendwann die nertötende Angewohnheit entwickelt überall seine Unterwäsche liegen zu lassen und damit die Prinzessin so aufregt, dass sie auszieht und irgendwo als frustrierte Einsiedlerin endet während der Prinz vor lauter Liebeskummer einen Krieg mit dem Nachbarland anfängt, der tausende von Leben kostet.Ich sage ja nicht das Märchenanspielungen immer nett und kuschelig sein müssen (so finde ich zum Beispiel das 'psychopathischer Serienkiller der einen Haufen Leute umbringt, sie wie Märchenfiguren drapiert und als großes Finale seine Stiefmutter in den Backofen schmeißt' ein ganz toller Krimiplot ist) und ich weiß auch selbst nicht so genau warum das hier für mich überhauptnicht funktioniert hat. Die Djinn-Geschihte hat mir wieder recht gut gefallen, auch weil ich das Gefühl hatte hier endlich Geralt besser kennenzulernen. Den ganzen Rest des Buches fand ich ihn ein bisschen zu unnahbar (und alles lief ein bisschen zu glatt für ihn). Ja, es gab ein paar schöne Sprüche von ihm, aber dann ging er gleich wieder weiter Monster jagen und es kamen Kampfszenen. Gute Kampfszenen zugegebenermaßen aber ich gestehe, dass sich meine Sorgen um die Hauptfigur in Grenzen halten, wenn ich weiß, dass ich den ersten Band einer mehrbändigen Reihe in der Hand halte (ja, ich weiß...ist nicht die Schuld vom Autor, wenn ich erst mit seinen Büchern anfange, wenn er die Reihe schon fertig hat). In der letzten Geschichte wirkt er dann - hm, ist menschlicher hier das richtige Wort? auf jeden Fall interessanter als der 'Ich hau Monster und schwinge Reden'-Geralt aus den vorherigen Geschichten.Die restlichen Erzählungen waren, nun ja, OK. Sie haben mich nict vom Hocker gerissen aber auch nicht gelangweilt und einige der Ideen darin waren schon originell.