Meine erste Beschwerde richtet sich nicht direkt an den Roman, sondern eher an denjenigen der für das Cover, bzw. um genau zu sein die Tagline „Ein historischer Thriller“ verantwortlich ist. Es ist kein Thriller, es gibt keine großangelegten Verschwörungen, der Protagonist versucht nicht einen Anschlag o.ä. zu verhindern, er versucht einfach Morde aufzuklären, also eigentlich ein ganz klassischer Krimi.Nun aber zum Roman selbst, als historischer Krimi ist der nämlich wirklich gut. Kirchschläger meistert in diesem Buch gleich mehrere Gratwanderungen, bei denen er sehr leicht hätte abstürzen können. Zum einen die zwischen zu viel und zu wenig Informationen über die Zeit, in der der Roman spielt. Ich hatte beim lesen nie das Gefühl, dass der Autor eigentlich nur demonstrieren möchte, wie gut er sich doch in dieser Zeit auskennt, genauso wenig entstand aber der Eindruck, dass er selbst eigentlich keine Ahnung von der Materie hat und nur ein vages 'Früher war es so ähnlich wie heute nur ohne Strom'-Szenario aufstellt und dabei so wenig wie möglich erklärt, um ja nichts falsches zu schreiben, was bei Autoren historischer Romane auch mal vorkommt. Crako schafft genau die goldene Mitte, man erkennt, dass der Autor weiß wovon er schreibt, wird aber auch nicht von Erklärungen, die eigentlich nicht wirklich relevant sind, erschlagen.Die zweite Gratwanderung ist noch wesentlich rutschiger, aber auch die gelingt. Krosig, der Ermittler, ist nämlich keiner dieser Helden aus historischen Romanen, die mit ihren Ansichten ihrer Zeit zwei bis fünfhundert Jahre voraus sind, die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern und überhaupt allen Menschen fordern und absolut keine Vorurteile gegenüber Minderheiten hat obwohl sie in der Zeit in der er lebt stark verbreitet waren. Nein, als eine Zigeunerin kommt und einen Adeligen beschuldigt glaubt er ihr nicht, denn sie ist ja eine Frau und noch dazu eine Zigeunerin und hat keine Hemmungen zu foltern als er erkennt, dass er die benötigend Informationen sonst nicht rechtzeitig bekommt. Das macht ihn in diesen Momenten nicht unbedingt sympathisch, aber wesentlich realistischer als all die 'Wir sind ja alle gleich und haben uns lieb'-Helden, die einem sonst aus historischen Romanen entgegenfallen.Jetzt noch zu etwas, wo – in meinen Augen – die Balance nicht ganz so gelungen ist, wie in den beiden anderen Fällen, nämlich der Darstellung von Grausamkeiten im Buch. Einerseits finde ich es gut, dass deutlich wird, dass es zu dieser Zeit nun mal brutaler und blutrünstiger zuging als heute. Andererseits frage ich mich, ob es dazu notwendig ist, so eine detaillierte Darstellung einer Hinrichtung, einschließlich zweimaliges daneben schlagen des Henkers beim Enthaupten und jeden einzelnen Schritt beim Rädern, wie im Prolog nötig ist. Danach wird es nicht mehr ganz so schlimm, aber es hat gereicht, dass ich aufgehört habe das Buch beim essen zu lesen.Der Krimi-Plot an sich ist dann sehr spannend, kommt aber leider nicht ganz ohne Klischees aus. Da es der erste Krimi des Autors ist lassen die sich zwar noch verschmerzen aber ich muss auch sagen, dass es schon sehr wehtut, wenn ein Charakter zum Ermittler geht und ihm eröffnet, dass er den Mörder kennen würde, ihm das aber erst morgen sagen könnte und dann, ganz überraschend, ermordet wird, bevor er es sagen kann.Trotzdem hat mich der Roman neugierig auf Band zwei der Reihe um Crako Kroisig und seinen unvergleichlichen Adjutanten gemacht.