Die Namen der ersten beiden Opfer werden (zumindest in dieser Ausgabe) schon im Klappentext verraten. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es kein großes Geheimnis ist. Das erste Opfer stirbt gleich im ersten Kapitel, das zweite zwar erst gut 100 Seiten später, läuft aber bis dahin quasi mit einem großen, blinkenden 'Ich bin das nächste Opfer'-Schild durch die Gegend.Vielleicht hat man sich aber auch Sorgen gemacht, dass so grausame Mordmethoden den Leser verstören und es noch schlimmer wird, wenn er die Menschen, die Opfer werden kennen gelernt und ins Herz geschlossen hat. Dann wäre der Klappentext eine Vorwarnung.Zumindest in meinem Fall wäre das nicht nötig gewesen. Mir waren beide einfach absolut gleichgültig, keiner der beiden erweckte je den Eindruck ein denkender und fühlender Mensch zu sein, dafür blieben beide zu flach. Es entstand der Eindruck als ob Kuhn versucht mit aller Gewalt wirklich kaputte Gestalten zu erschaffen und dabei weit übers Ziel hinausschießt. So hat mich selbst Justins wirklich grausamer Tod nicht im geringsten berührt.Aber die Gleichgültigkeit hat sich nicht nur auf die Opfer beschränkt. Die meisten Charaktere wirkten ähnlich. Da ist z.B. Jess, eine Freundin des Opfers. Im Laufe des Buches erfahren wir einges über ihre Vergangenheit. Und die ist wirklich tragisch - eigentlich - aber etwas in der Weise wie diese Geschichte erzählt wird lässt das ganze eher wie jemanden erscheinen, der sich wegen Kleinigkeiten im Selbstmitleid wiegt.Leider ist selbst Myriam kein Charakter mit dem ich warm werden konnte, auch weil man gleich zu Beginn des Buches ihre Beziehungsprobleme unter die Nase geknallt bekommt. Hier gebe ich aber zu, dass 'Die Signatur des Mörders' mein erstes Buch in der Reihe um Myriam ist, und sich ihre Beziehung mit Henri schon über mehrere Bücher gespannt hat. Wahrscheinlich empfindet man anders, wenn man die Beziehung der beiden schon länger verfolgt. Aber auch sonst ist mir Myriam einfach zu nervtötend, z.B. nimmt die Polizei eine Verhaftung vor, die auf durchaus schlagkräftigen Indizien beruht, Myriam glaubt aber nicht, dass dieser Person der Täter ist...ach nein sie weiß es. Keine Beweise, die ihn entlasten, keine Indizien, die auf einen anderen Täter deuten, nichts. Nur ihre Intuition, als Staatsanwältin sollte sie wissen, dass das nicht reicht, aber anstatt zu versuchen mit Henri, oder einem anderen Ermittler vernünftig zu reden, zu erklären, dass sie das alles nicht glauben kann, schreit sie herum, weil die Polizei es wagt nicht sofort ihrer genialen weiblichen Intuition zu trauen und einen potentiellen Mörder laufen zu lassen.Auch fragt man sich, woher eigentich ihr Spitzname 'Eiserne Lady' kommt. Sie wirkt das ganze Buch überfordert und weinerlich.Zu allem Unglück scheinen auch noch alle Charaktere, deren Gedanken der Leser erfährt begeisterte Hobbyphilosophen zu sein. Man darf sich also über ausführliche Abhandlungen über das Böse, die Menschheit oder auch einfach das Leben an sich freuen.Eine wirklich gute und packende Krimihandlung könnte vielleicht über die -nennen wir es mal zurückhaltend- Schwächen in der Charakterisierung hinweghelfen, aber leider ist auch der Fall wenig überzeugend. Der Mörder ist zu früh erraten und der Proffesor - eine Schlüsselfigur zu unglaubwürdig. Die Charakterzüge, mit denen er beschrieben wird passen nicht zueinander, und noch weniger zu seinen Handlungen während des Buches..Der Fall gipfelt dann natürlich ein einem ganz ganz dramatischen Finale, und dabei stolper Myriam (im wahrsten Sinne des Wortes) bequemerweise über die Lösung zu einem zweiten Fall, der im Buch in insgesamt vielleicht 20 Zeilen erwähnt wurde.Na dann...