Für Neulinge bietet das Buch einen guten Überblick über Elisabeths Leben. Die wichtigsten Stationen werden erwähnt - nicht streng chronologisch sondern eher thematisch geordnet. So beschäftigt sich zum Beispiel ein Kapitel mit Rudolph, von seiner Geburt bis zu seinem Tod, das nächste dann mit Elisabeths Verhältnis zu Ungarn usw. Das hat den Vorteil, dass man das Buch auch mal ein paar Tage zur Seite legen kann und sich keine Sorgen machen muss etwas wichtiges vergessen zu haben wenn man es wieder in die Hand nimmt, der auch einfach mal ein oder zwei Kapitel lesen ohne sich mühsam alle relevanten Informationen suchen zu müssen.
Zum Ende hin hat man dann aber gelegentlich das Gefühl der Autor hat verzweifelt versucht auf eine vorgegebene Seitenzahl zu kommen und sich dafür verzweifelt an Themen geklammert hat, die nur sehr vage mit Elisabeth zu tun haben. Da gibt es ein Kapitel über das Leben der nicht-adeligen Wiener zu ihren Lebzeiten, eines über die Weltausstellung in Wien (an der sie nicht teilgenommen hat) und eines über Maria Theresia (die einige Generationen vorher gelebt hat). Während der Kontrast zwischen den Priveligierten und den einfachen Arbeitern ja noch ganz interessant ist und auch alles ein bisschen in einen Kontext rückt wirkten die anderen beiden Kapitel recht überflüssig.
Außerdem scheint der Autor gelegentlich ein bisschen zu sehr von Elisabeth (ich kann nicht Sissi schreiben...das tut mir zu weh*) eingenommen. Er betont immer wieder ihre Schönheit und alles was sie in einem positiven Licht erscheinen läst wird direkt und ungefiltert wiedergegeben während alles was sie weniger gut aussehen lässt nur als die Meinung anderer wiedergegeben wird (z.B. hatte Elisabeth einen sehr positiven Einfluss auf die Österreich-Ungarische Politik aber viele Wiener waren der Ansicht, dass das das problematische Mutter-Sohn Verhältnis einer der Gründe für Rudolfs Selbstmord war). Das ist umso faszinierender weil er im Nachwort ausführt, dass Elisabeth eben nicht so glatt und unschuldig war wie sie ganz besonders in den Romy Schneider-Filmen dargestellt wurde. Es stimmt auch, dass er ihre Macken, Exzentritäten und schlimmeres nicht ignoriert. Gleichzeitig versucht er aber andere dafür verantwortlich zu machen. Besonders Franz Joseph und Sophie und ihr Verhalten Elisabeth gegenüber seien dafür verantwortlich, dass sie so geworden ist.
So entsteht der Eindruck das Elisabeth zwar wirklich keine Romy Schneider-Sissi war aber vielleicht doch eine geworden wäre, wenn nicht alle so gemein zu ihr gewesen wären, was sicher eine sehr fragwürdige Interpretation der Tatsachen ist.
Trotz allem bietet es wirklich einen guten Überblick über ihr Leben (einschließlich eines ausführlichen Bildteils).
*ich habe beim Lesen festgestellt, dass ich mir tatsächlich irgendwann mal die Zeit genommen habe in drei oder vier Kapiteln aus jedem 'Sissi' das überflüssige s rauszustreichen. I have always been a nerd (and always will be).