Der Ansatz dieses Buches ist faszinierend. Es besteht auch kein Zweifel, dass der Autor sich viel Mühe gegeben hat alte Weggefährten der Familie aufzutreiben und gründlich recherchiert hat. Leider bin ich aber mit der Art und Weise wie diese Fakten präsentiert wurden nicht wirklich glücklich.
Für eine Biographie ist der Autor viel zu präsent im Werk. Bis zu einem gewissen Grad ist das sicher unvermeidbar wenn man nicht über jemanden schreibt der schon ein Jahrhundert oder länger tot ist sondern über jemanden dessen Freunde und Famile man noch persönlich befragen kann aber der Autor schießt weit darüber hinaus. Wenn Lars Brandt die erste Interviewanfrage ablehnt ist das ja in gewisser Weise relevant da es damit auch etwas über ihn aussagt. Wie sich der Autor dabei gefühlt hat ist mir dann aber doch relativ egal.
Sowas kommt mehr als einmal vor so dass ich das Gefühl bekam nicht nur darüber zu lesen wie Brandt von seinen Freunden und seiner Famile gesehen wurd sondern auch wie der Autor die Familie sieht und zu ihr steht und letzteres nahm zu oft überhand.
Selbst wenn man das ignoriert fehlt dem Buch der rote Faden. Es ist nicht chronologisch aufgebaut aber auch nicht wirklich nach Themen oder Personen geordnet. Selbst die Kapitel die sich der Überschrift nach mit einer bestimmten Person befassen kommen oft vom hundertsten ins tausende und hören dann mit etwas ganz anderem auf. Andere Kapitel greifen dann das Thema wieder auf was nicht selten zu Wiederholungen führt (wusstet ihr, dass in Im Schatten der Macht Guillaume von Matthias Brandt gespielt wurde? Ja? Ich auch und jetzt wurde mir das in diesem Buch noch fünf mal erzählt).
Manche Kapitel sind auch fast komplett inhaltsleer. So will sich ein Kapitel mit der Frage beschäftigen warum Brandt sich denn nun gerade den Namen Willy Brandt als Alias ausgesucht hat. Da wird dann aus einem Lied von Grönemeier zitiert, in dem auch ein Willy/Willi vorkommt und es wird erwähnt, dass Brandt recht einsilbig war, wenn man ihm diese Frage gestellt hat. Dann werden zwei Biographien zitiert, deren Autoren sich auch schon Gedanken über diese Frage gemacht haben aber weil man wohl den Leser nicht mit zu viel Informationen auf einmal verschrecken will verrät der Autor nicht seine eigene Ansichten zu dem Thema (einmal hätten mich die interesiert...) sondern erzählt lieber nochmal, dass politische Gegner ihn gern 'Brandt alias Frahm' nannten was für ihn sehr verletzten waren...auch das ist so etwas, das in etwa drei Kapitel wiederholt wird.
Zwischen all dem gibt es durchaus das eine oder andere Interessante aber dafür reicht es sich das Buch auszuleihen und quer zu lesen.