Als ich das erste Mal von dem Buch hörte war ich skeptisch. Bücher über brutale Kindsmorde gibt es viele und oft hat man das Gefühl es geht dabei nur um den Schockmoment. Klar, die meisten Krimileser kann man mit einer einfachen Leiche nicht mehr schockieren. Da muss also ein besonders brutaler Mord her (am besten von einem Serienkiller) und wenn man schon dabei ist gleich noch ein junges Opfer. Damit der Leser auch wirklich angemessen mitgenommen von all dem ist wird wieder und wieder von jedem Charakter erwähnt wie schrecklich all das ist. In Der Teufel von New York ist es genau das Gegenteil. Niemand hat die Kinder vermisst oder gar festgestellt, dass im Laufe von fünf Jahren 19 Kinder verschwunden sind. Schließlich waren es ja nur Kinder aus den Armenvierteln und von denen gibt es sowiso zu viele. Auch als die Leichen dann gefunden wurden kümmern sich viele mehr um die politischen Folgen, die das für sie und die Stadt haben wird. Tim – der ermittelnde Polizist – ist einer der wenigen der den Mörder nicht fassen will um gut dazustehen sondern weil ihn das Verbrechen anwidert. Als Leser fühlt man mit ihm, auch weil die Autorin wunderbar vermitteln kann wie es damals in New York war und das zwar dieser Fall nur erfunden ist, die Umstände aber nicht. Die Armut war wirklich so grausam und manche Leben so viel weniger wert als andere. Der Fall an sich ist auch spannend und voller tatsächlich überraschender Wendungen. Genau das gleiche gilt für das Tims Privatleben. Während ich zwar grundsätzlich nichts dagegen habe, wenn die persönlichen Probleme der Hauptfiguren in Krimis ausgebreitet werden ist es mir oft zu viel und lenkt vom eigentlichen Fall ab. In Der Teufel von New York hat Tim mit einer unglücklichen Liebe und einem sehr kompliziertem Verhältnis zu seinem Bruder zwar gleich zwei „Baustellen“ aber die nehmen nie Überhand oder drängen den Fall in den Hintergrund. Schon lange hat mich kein Buch so sehr gefesselt. Der einzige kleine Wehmutstropfen ist die etwas unglückliche Art wie mit den Fremdworten im Buch umgegangen wird. An vielen Stellen wird in Dialogen Flash, ein New Yorker Gaunerdialekt verwendet (bzw. in der deutschen Übersetzung Rotwelsch, der aus der gleichen Zeit stammt). Manche dieser Worte stehen hinten im Glossar, andere werden quasi „im Text“ übersetzt indem Tim für sich einfach noch einmal das Ganze in Standartsprache wiederholt. Da die Worte deren Übersetzung im Glossar zu finden ist sich aber nicht z.B. durch Kursivdruck von den anderen unterscheiden kommt es vor, das man über einen vollkommen unverständlichen Satz stolpert, nachschlägt und kein einziges Wort findet und dann im nächsten Absatz feststellt, dass dort alles klar verständlich steht. Das hätte sich sicher eleganter lösen lassen aber mit der Zeit gewöhnt man sich auch daran.