Eines der lobenden Cover-Zitate zum zweiten Joachim Vernau Band war Elisabeth Herrmann kann einfach schreiben und dem kann ich nicht widersprechen. Es gibt wenig Autoren bei denen ich mir beim Lesen so viele Sätze rausschreiben/anstreichen möchte weil sie einfach so wunderschön sind (ich tus dann doch nicht...weil ich nur bei E-Books markiere und zum 'Zettel zum Aufschreiben' holen dann doch zu faul bin).
Der Krimi an sich ist auch wirklich gut und anders als viele andere Romanen in denen das Thema Selbstjustiz aufgegriffen wird geht es hier nicht um kaltblütige Mörder die davongekommen sind. Es haben nicht mal alle selbst die Tat begangen, sondern sind "nur" im moralischen Sinne (mit)schuldig. Auch wenn der größte Teil der Opfer seine Handlungen nicht bereut und nur einer sich wirklich verantwortlich fühlt ist das trotzdem noch ein Unterschied zu der in vielen anderen Krimis dieser
Art üblichen schwarz-weiß Malerei.
Leider kann das Buch trotzdem nicht so wirklich überzeugen. Die Geschichte braucht ein paar zu viele glückliche Zufälle um zu funktionieren und was noch wesentlich mehr ins Gewicht fällt: Ich konnte Vernau nicht abnehmen, dass er wirklich so unsterblich in Salome verliebt ist. Denn er ist es wirklich, er sagt es selbst und er macht Entschuldigungen für ihr Verhalten wie es sonst nur ein frisch verliebter Teenager könnte. Nur...warum? Von Anfang an behandelt sie ihn unmöglich, lügt ihn an, weicht aus wenn er fragen stellt...es gibt kaum Momente in denen sie wirklich freundlich ist (und die sind allesamt sehr kurz). Dass sich Vernau trotzdem so unsterblich in sie verliebt war einfach nicht wirklich glaubwürdig...und da ihr Verhältnis auch Einfluss auf den Kriminalfall hatte zieht das die Wertung dann doch nach unten.